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Mit Vollgas durch den Gubrist

Beim Projekt Gubrist stand die GSTB vor einer grossen Herausforderung: Im Tunnel sollten überschnittene Pfahlwände mit reduzierter Raumhöhe und maximaler Bohrleistung erstellt werden. Ein dafür in der Schweiz zugelassenes Gerät zum Einbohren dieser Pfähle in der Tunnelsohle gab es bis zu diesem Zeitpunkt nicht. Aus dieser Not heraus entwickelte die Abteilung Forschung & Entwicklung der Ghelma AG Spezialtiefbau die Idee für das Ultra Ultra-Lowhead-Bohrgerät. Passend zum Gerät fertigten Mechaniker und Schlosser der GSTB massgeschneiderte Bohrwerkzeuge. Mit Erfolg: Das neue Verfahren ermöglicht ein effektives und effizientes Kellybohren in Umgebungen mit geringer Raumhöhe.

Die Geschichte beginnt mit dem Projekt Gubrist, für das rund 1’600 Grossbohrpfähle mit einer Länge von sechs Metern und einem Durchmesser von 600 mm gefordert waren. Kelly-Pfähle zu bohren bei nur knapp sechs Metern Raumhöhe war die grosse Herausforderung beim Projekt. Björn Hofer, Leiter Technische Administration, erinnert sich noch genau an die Akquisitionsphase: «Der Projektverfasser hat etwas ausgeschrieben, was in der Schweiz noch nie jemand ausgeführt hat. Kein existierendes Drehbohrgerät in der Schweiz erfüllte die Anforderungen. Uns war klar, dass wir das Projekt aus Effizienzgründen nicht mit herkömmlichen Maschinen, sondern mit Kelly-Geräten realisieren wollten. Wir waren durch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gezwungen, ein effizientes Verfahren zu entwickeln», sagt er rückblickend. Das Ziel des Projektverfassers: Im Voreinschnitt ein Werkleitungsgraben drei Meter unter dem Tunnel zu bauen. Hierzu ist eine überschnittene Bohrpfahlwand als Bauhilfsmassnahmen unterhalb der ersten und zweiten Röhre notwendig.

 

Die Spezialisten des Werkhofs tüftelten und überlegten , mit welchen geeigneten Geräten die anstehenden Arbeiten ausgeführt werden könnten. Ingenieure, Mechaniker und Bauführer spielten unterschiedliche Varianten durch. Mathias Reber, Leiter Forschung & Entwicklung zeigte mit Hilfe eines 3D-Programmes mögliche Varianten auf. Als feststand, dass wir den Auftrag von der ARGE Gubri (Implenia, Walo Bertschinger, Anliker) erhalten hatten, war es Weihnachten 2022. Das Projektteam hatte ein halbes Jahr Zeit, um die Maschine zu entwickeln und zu bauen und weitere baustellenspezifische Werkzeuge und Geräte herzustellen.

 

Der Grundstein für die Lösung war das bereits vorhandene Grossbohrgerät Liebherr LB16 der GSTB. Zusätzlich haben die Mechaniker im Werkhof einen massgeschneiderten Lowhead-Mast gebaut. Reto Wyss, Bereichsleiter Werkhof, betont: «Das Faszinierende an diesem Projekt war, im Team verschiedene Szenarien durchzuspielen, beginnend bei der LB16 mit allen relevanten Abmessungen bis hin zur Herstellung der Bohrwerkzeuge. Jeder trug zur Lösungsfindung bei, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Die grösste Herausforderung war der Umgang mit den vielen Unbekannten und dem Zeitdruck». Die Spannung hielt bis zum Schluss an, da die Gewissheit, dass alles funktionieren würde, erst nach den erfolgreichen Probebohrungen eintrat.

 

Die Feuertaufe fand in der zweiten Röhre des Gubristtunnels statt. Die Ausführung des Projektes startete am 24. Juli 2023. Das LB16-Gerät wird im Projekt Gubrist ausschliesslich zum Bohren eingesetzt, um die Stillstandzeiten zu minimieren und die Bohrleistung zu maximieren. Die Leistung ist beeindruckend - jeden Tag werden im Schnitt acht bis zehn Pfähle gebohrt. Über einen Zeitraum von fünf Monaten werden rund 800 Bohrpfähle mit einer Länge von jeweils sechs Metern gebohrt. Zudem werden im Jahr 2025 in der ersten Röhre nochmals ca. 800 Pfähle ausgeführt. Das Gubrist-Projektes zeigt auf, dass die eigens entwickelte Maschine zukünftig in der Lage sein wird, Kellypfähle in einer beschränkten Raumhöhe zu bohren. Christian Ghelma zieht Bilanz: «Unsere Idee, ein Bohrgerät zu entwickeln, das Kelly-Bohrpfähle mit inem Durchmesser von 620 mm und sechs Meter Länge in einer Raumhöhe von 5,80 m herstellen kann, wurde erfolgreich umgesetzt. Diese Innovation eröffnet Ingenieuren in verschiedenen Branchen, insbesondere bei Projekten mit besonderen lichten Höhenbeschränkungen, neue Möglichkeiten. Die teamübergreifende Zusammenarbeit war entscheidend für unseren Erfolg, und wir sind stolz darauf, ein einzigartiges Gerät entwickelt zu haben.»

Ihr Ansprechpartner

Björn Hofer

Leiter Technische 

Administration/Mitglied GL

Dipl. Bauingenieur FH

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