Starke Wurzeln

Die Familiengeschichte Ghelma

Der Name Ghelma ist in Meiringen untrennbar mit der Baubranche verbunden. Obwohl die Ghelma AG Spezialtiefbau und die Ghelma AG Baubetriebe heute zwei unabhängige Unternehmen sind, verbindet die beiden Firmen nebst dem Namen die gemeinsame Familiengeschichte. Die Wurzeln gehen bis ins Jahr 1899 zurück.

«Ä bitz spinne mösch», pflegt Christian Ghelma im schönsten «Haslitiitsch» zu sagen. Es brauche Leidenschaft und Begeisterung, um voranzugehen und die Mitarbeitenden auf ihrem Weg zu unterstützen, verdeutlicht der Geschäftsführer und Inhaber der Firma Ghelma AG Spezialtiefbau. Feuer ist nötig, Überzeugung oder eben eine gewisse Besessenheit, «Spinnerei». Starke Werte und ehrgeizige Ziele begleiten den Familienbetrieb seit Anfang an. Beharrlich bleiben und an die eigenen Ideen glauben seien zwei wichtige Eigenschaften, findet Christian Ghelma, den in seiner Firma alle nur Chrigel nennen. Nicht zu vergessen den «testo duro», den harten Kopf. Einige dieser Werte führt Chrigel auf seine Wurzeln zurück. Der urchige Bergler-Dialekt offenbart dies im ersten Augenblick nicht: die Familie Ghelma stammt ursprünglich aus Italien. Wer Chrigel mit seinen Mitarbeitenden italienisch reden hört, merkt sofort, wie stolz er auf seine Vorfahren ist. 


Den Grundstein für die Erfolgsgeschichte legt Martino Angelico Ghelma, ein aus Italien eingewanderter Maurer, im Jahr 1899. Um der Armut zu entfliehen und sich eine neue Zukunft aufzubauen, wandert der erst 18-Jährige von Villa d’Allegno bei Brescia in Italien nach Meiringen aus. «Wieso sich mein Urgrossvater ausgerechnet im wunderschönen Haslital niederliess, ist heute nicht mehr bekannt», erzählt Chrigel. «Wahrscheinlich hat aber die Nachfrage nach Arbeitskräften aufgrund der Dorfbrände im Haslital von 1879 und 1891 etwas damit zu tun.» Der Neuaufbau liess wohl Hoffnung auf Arbeit durchschimmern, auf alle Fälle macht sich Martino zu Fuss nach Norden auf. «Ich bin ihm heute noch dankbar, dass er ausgerechnet nach Meiringen kam», sagt Chrigel.


Zunächst arbeitet Martino als Handlanger und Maurer in der Firma Hans Abplanalp & Cie., Bauunternehmung. Im Jahr 1909 erhält er die Niederlassungsbewilligung in der Schweiz. Bereits 1910 gründet der mutige Pionier sein eigenes Baugeschäft: Aus der Firma Hans Abplanalp & Cie. geht die Baufirma Abplanalp & Ghelma hervor und noch im selben Jahr führt Martino die Firma selbstständig weiter. Aufgrund der guten Auftragslage beschäftigt der Baubetrieb rasch 100 Mitarbeiter. Im Herbst des gleichen Jahres wird der Nachfolger Fortunato Ghelma geboren, was den Vater natürlich zuversichtlich stimmt. 1935 wird die Firma umbenannt in M. Ghelma & Sohn, Bauunternehmung. 


Der Sohn von Martino, Fortunato Ghelma, führt die Firma nach dem Tod seines Vaters erfolgreich weiter. Er heiratet 1934 Margaretha Michel, aus der Ehe gehen die späteren Inhaber der Firma hervor: Bruno, Martino und Viktor. Bruno Ghelma war der Vater von Christian Ghelma. Auch für ihn kam nie ein anderer Weg als den des Bauunternehmers infrage. Chrigel ist nach wie vor sehr stolz auf seinen Vater. «Er war ein wunderbarer Mensch», erzählt er. «Er war stets sehr bescheiden und gradlinig. Zudem hatte er ein grosses Herz, war authentisch und hatte eine riesen Sozialkompetenz. Er hat mich enorm geprägt und beeindruckt». 


Um klare Verantwortlichkeiten zu schaffen und das Bauunternehmen für die Zukunft fit zu machen, wird 1999 die Firma Ghelma AG Baubetriebe gegründet. 2002 übernimmt die neue Generation: Christian führt die Firma in vierter Generation, zusammen mit seinen Cousins Sandro, Dominik und Mathias Ghelma. Ende 2004 gründet Chrigel mit seiner Frau Martha Ghelma die Ghelma AG Spezialtiefbau. Damit spaltet er den Firmenbereich «Spezialtiefbau» von den Baubetrieben ab und schafft sein eigenes, unabhängiges Unternehmen. Dies auch mit Blick auf die Zukunft der Firmen. «Wir legten so bereits für unsere Kinder, sprich die 5. Generation, einen wichtigen Grundstein», erklärt Chrigel. Er ergänzt: «Ohne den unermüdlichen Einsatz meiner Frau Martha wäre dieser Schritt unmöglich gewesen. Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie mich von Anfang an bei meinen Ideen unterstützt hat. Sie macht einen unglaublich tollen Job und ist der ruhige Pol in der Firma». 


Die Affinität zum Spezialtiefbau entwickelte Chrigel bereits während des Studiums. Ihn faszinierten die Perspektiven im Nischenmarkt, in dem Ideen und Innovation gefragt waren. Er fügt hinzu: «Durch die Eigenständigkeit konnten wir uns besser auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren und das Potenzial im Bereich Innovation ausbauen». Die Firma GSTB startete mit 25 Mitarbeitenden und beschäftigt heute rund 160 Personen. Das Bekenntnis zur Innovation ist in allen Bereichen der Firma spürbar. Auch der Unternehmergeist, der wohl schon in den Anfängen des erfolgreichen Baugeschäftes wichtig war, wird heute noch gelebt. Viele der GSTB-Leute sind seit der Gründung mit dabei. Das ist eine grosse Genugtuung. 


Stolz ist Chrigel auch darauf, dass die Familientradition über lange Zeit aufrecht erhalten werden konnte. «Man hat immer Sorge getragen. Heute ist schon die 5. Generation in den Startlöchern. Zusammenhalt ist das, was unsere Familie ausmacht», hält er fest. Die beiden Kinder Laura und Luca arbeiten bereits heute in der Unternehmung. Luca Ghelma studiert derzeit in Horw und Laura absolviert die Lehre in der kaufmännischen Administration. Die beiden sind fest entschlossen, den Familienbetrieb in die Zukunft zu führen.